13. Mai 2025 Aktuelle Projekte, Sudan

Acht Monate im Sudan: Ärztin Greta über Mangelernährung, medizinische Hilfe und Hoffnung

Ärztin Greta berichtet von den Herausforderungen bei der Behandlung mangelernährter Kinder, der Bedeutung interkultureller Aufklärung – und den sichtbaren Fortschritten, die medizinische Hilfe vor Ort bewirken kann.

Greta bei der Visite in unserem Krankenhaus in Lwere.
„Man macht sich keine Vorstellung, dass Kinder an Unterernährung sterben können.“

Greta ist 34 Jahre alt, Ärztin – und war acht Monate lang mit Cap Anamur im Sudan im Einsatz. Im Krankenhaus in Lwere hat sie unter anderem unterernährte Kinder behandelt. Was sie dort erlebt hat, lässt sie so schnell nicht mehr los.

Ein lang gehegter Wunsch wird konkret

Schon während ihres Medizinstudiums hatte Greta den Wunsch, einmal in der humanitären Hilfe zu arbeiten. Nach dreieinhalb Jahren in der Anästhesie wurde dieser Wunsch zur Realität. „Es war der richtige Moment für etwas Neues“, erzählt sie. Im August brach sie in den Sudan auf – mitten in der Regenzeit. „Da wird einem erstmal klar, was es bedeutet, wenn selbst kürzeste Strecken tagelange Reisen werden. Das hat direkte Auswirkungen auf die medizinische Versorgung.“

Ein Ort der Hoffnung: Die Station für unterernährte Kinder

In Lwere betreibt Cap Anamur ein Krankenhaus – und seit Sommer 2023 auch eine eigene Station für mangelernährte Kinder. „Die Station wurde aufgebaut, als die Zahl der Fälle gerade sprunghaft anstieg“, sagt Greta. Es gibt zwei Bereiche: einen für schwer unterernährte Kinder, einen für leichtere Fälle.

Mangelernährung äußert sich unterschiedlich. Manche Kinder sind sichtlich abgemagert. Andere entwickeln Ödeme, Hautveränderungen oder haben extrem helles Haar – Symptome, die auf einen jahrelangen Nährstoffmangel hinweisen. Besonders bedrückend: „Viele Kinder lassen alles über sich ergehen, zeigen keine Abwehr. Das ist bei Kindern immer ein sehr schlechtes Zeichen.“

Aber es gibt auch Hoffnung: „Wenn die Therapie greift, sieht man, wie die Kinder wieder anfangen zu spielen, zu lachen. Dann ist da plötzlich wieder Lebensfreude.“

 

Stark unterernährtes Kind in unserem Hospital in Lwere.
Therapie bedeutet Zeit – und Geduld

Die Behandlung unterernährter Kinder dauert oft mehrere Wochen. Zuerst müssen sie medizinisch stabilisiert werden, denn Mangelernährung geht fast immer mit schweren Begleiterkrankungen einher. Erst danach kann langsam mit dem Nahrungsaufbau begonnen werden. „Für die Familien ist das eine enorme Belastung“, sagt Greta. Die Klinik liegt oft weit entfernt, viele Mütter müssen ihre anderen Kinder zu Hause zurücklassen. Und manchmal sind es scheinbar banale Dinge wie fehlende Seife oder Kleidung, die sie zur vorzeitigen Abreise bewegen. In solchen Momenten ist interkulturelle Kommunikation entscheidend – um Bedürfnisse zu erkennen, Missverständnisse zu vermeiden und Vertrauen aufzubauen.

Hilfe braucht Vertrauen und Aufklärung

Ein wichtiger Teil der Arbeit: Aufklärung. „Es ist nicht leicht zu vermitteln, dass ein Kind erstmal ausschließlich spezielle Milch bekommt. Viele Eltern wollen zusätzlich füttern – aber genau das kann lebensgefährlich sein.“ Deshalb setzt Cap Anamur auch auf Gespräche mit wartenden Müttern, Schulungen und vor allem: auf die Zusammenarbeit mit lokalen Mitarbeitenden. „Ohne sie geht gar nichts. Sie kennen die kulturellen Hintergründe, verstehen, warum jemand das Krankenhaus verlassen will – und helfen uns, die richtigen Worte zu finden.“

Mutter füttert ihr Kind mit einer speziellen Paste, damit es wieder kräftiger wird.
Langfristige Veränderungen sichtbar

Seit der neuen Station sei vieles besser geworden, sagt Greta. „Die Strukturen sind klarer, die Versorgung effizienter. Und auch im Dorf spricht sich herum, dass die Hilfe wirkt.“ Das Krankenhaus von Cap Anamur gibt es seit über 25 Jahren – ein Anker der Hoffnung in einer Region, die oft vergessen wird.

Warum unsere Hilfe jetzt zählt

Der Sudan steckt in einem Teufelskreis aus Krieg, Instabilität und internationalem Desinteresse. Zwar ist Cap Anamur von den Kürzungen großer Geldgeber wie USAID nicht direkt betroffen – die Auswirkungen in der Region sind dennoch massiv spürbar. „Der Konflikt geht unvermindert weiter – ein Ende ist nicht absehbar“, sagt Greta. Umso wichtiger ist es, dass unsere Hilfe nicht nachlässt.

Denn selbst kleine Fortschritte können Leben retten: Ein Sauerstoffkonzentrator beispielsweise – ein Gerät, das die Umgebungsluft mit Sauerstoff anreichert – ist oft entscheidend. Besonders stark unterernährte Kinder überleben schwere Krankheiten wie Malaria oder Lungenentzündung nur mit zusätzlicher Sauerstoffzufuhr. Deshalb brauchen wir dringend neue Geräte.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiteren Kindern helfen.