Herzdiagnosen mit geringen Ressourcen – Wie ein Kinderarzt in Sierra Leone Leben rettet

Mit einfachsten Mitteln, großem Fachwissen und viel Menschlichkeit rettet Kinderarzt Dr. Ralf Lünstedt in Sierra Leone mit Cap Anamur Leben – und stärkt zugleich das Gesundheitssystem vor Ort.

Dr. Ralf Lünstedt ist 36 Jahre alt, Kinderarzt mit Schwerpunkt Herzkrankheiten bei Kindern – und war sechs Monate mit Cap Anamur in Freetown, der Hauptstadt Sierra Leones, im Einsatz. Dort arbeitete er im größten Kinderkrankenhaus des Landes, dem Ola During Children’s Hospital (ODCH), unter schwierigen Bedingungen.

„Einen Herzfehler zu erkennen, obwohl keine Behandlung möglich ist – das ist harte Realität in Sierra Leone.“

Täglich werden dort über 200 Kinder stationär versorgt – bei wenig Personal und mit sehr begrenzten medizinischen Möglichkeiten. Viele Familien können sich medizinische Hilfe bzw. den Weg bis zum Krankenhaus aus weitentfernten Regionen kaum leisten – besonders für jüngere Kinder wäre diese jedoch dringend notwendig.

Diagnostik mit Hindernissen

Ein Schwerpunkt von Ralfs Einsatz war die Untersuchung von Kindern mit möglichen Herzkrankheiten. Doch viele Geräte, die in Deutschland zum Standard gehören – etwa passende Blutdruckmanschetten für Babys oder Elektroden – fehlten in vielen Einrichtungen vor Ort.

Dank der Unterstützung von Cap Anamur können die Ultraschalluntersuchungen im ODCH kostenlos angeboten werden. So ließ sich bei vielen Kindern erst eine Herzkrankheit diagnostizieren. Besonders häufig stellte er eine Herzbeutelentzündung fest – meist ausgelöst durch Tuberkulose, die aber in der Regel gut behandelbar ist, wenn sie rechtzeitig erkannt wird.

 

Wissen weitergeben

Technische Ausstattung ist in der Klinik weniger vorhanden als in deutschen Krankenhäusern – umso mehr kommt es auf das medizinische Know-how der Teams an. Ralf schulte seine Kolleginnen und Kollegen direkt im herausfordernden Klinikalltag: in der schnellen Einschätzung kritischer Situationen, beim Erkennen von Herzgeräuschen und im Umgang mit dem Ultraschallgerät.

Gleichzeitig war Fingerspitzengefühl gefragt: Viele Familien sprechen kein Englisch und fürchten die Diagnose. Vertrauen entstand nicht über Geräte, sondern über Geduld, Respekt und kulturelle Sensibilität.

 

Hilfe mit Grenzen

In Sierra Leone gibt es keine Möglichkeit für Herzoperationen. Viele Kinder mit schweren Herzfehlern erhalten deshalb nie eine Behandlung. Nur für wenige eröffnen sich Behandlungsmöglichkeiten im Ausland – wenn Familien oder Spenderinnen und Spender hohen Kosten stemmen können. Zwei Kinder konnte Ralf während seiner Zeit für Behandlungen im Ausland begleiten. Das eine ist zur Operation nach Tunesien gereist. Das andere wurde erfolgreich in Israel operiert und ist inzwischen nach Sierra Leone zurückgekehrt.

Eine Mutter organisierte die Behandlung sogar über einen Aufruf auf TikTok.

Leben retten mit dem Nötigsten

Neben seiner Arbeit in der Herzdiagnostik war Ralf auch in der Notaufnahme und auf der Intensivstation im Einsatz. Viele der kleinen Patientinnen und Patienten waren schwer erkrankt – z.B. an Malaria und Lungenentzündung. Die Bedingungen vor Ort waren herausfordernd: Häufig stand nur ein einziges Überwachungsgerät zur Verfügung, Sauerstoff war Mangelware, Stromausfälle gehörten zum Alltag. Cap Anamur stellt dringend benötigte Medikamente und medizinisches Material bereit – oft die einzige Chance, Leben zu retten.

Langfristige Wirkung

Trotz aller Herausforderungen gibt es Grund zur Hoffnung: In Sierra Leone entscheiden sich immer mehr junge Menschen für ein Medizinstudium, und Fachrichtungen wie die Kinderheilkunde entwickeln sich stetig weiter. Die Zusammenarbeit mit Cap Anamur trägt dazu bei, die medizinischen Strukturen im Land nachhaltig zu stärken.
„Einige Kolleginnen und Kollegen vor Ort sind wahre Kämpferinnen und Kämpfer– sie halten das System am Leben. Wir haben Seite an Seite gearbeitet, voneinander gelernt – und dabei echte Freundschaften geschlossen.“

Warum diese Hilfe zählt

Auch Wochen nach seiner Rückkehr denkt Ralf oft an Freetown:

„Was bleibt, sind die Gesichter der Kinder – und das Wissen, dass unsere Arbeit wirklich etwas bewirken kann.“

In einem Land mit knappen Ressourcen und hoher Kindersterblichkeit zählt jede Hilfe. Es geht nicht nur darum, akute Not zu lindern und Leben zu retten – sondern auch darum, gemeinsam Wissen weiterzugeben, Strukturen zu stärken und langfristige Perspektiven zu schaffen.

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