Unsere Arbeit in Afghanistan erreicht weiterhin die Menschen, denen wir helfen müssen

Cap Anamur ist seit 2001 in Afghanistan tätig – eines unserer längsten Projekte. Nun konnte Bernd Göken, Geschäftsführer von Cap Anamur, die aktuellen Projekte in Herat besuchen. Er berichtet von unserer Ausbildung für Krankenpflegeschülerinnen und der Dialyse-Station sowie dem Nachhilfe-Projekt für Schüler.

Bernd Göken, Geschäftsführer von Cap Anamur beim Projektbesuch in Afghanistan

Am 20.04. ist Bernd Göken mit unserem afghanischen Projektkoordinator Faisal Haidari über den Iran nach Afghanistan eingereist. Die Cap Anamur Projekte befinden sich alle in Herat, der zweitgrößten Stadt Afghanistans.

Frauen können weiterhin an den Ausbildungskursen teilnehmen

Im Regionalhospital in Herat wird der Ausbildungskurs für Krankenpflegekräfte und die Dialyse-Station von Cap Anamur durchgeführt. Im aktuellen Ausbildungskurs nehmen 37 junge Frauen teil. Unser Geschäftsführer konnte sowohl mit den Teilnehmerinnen als auch mit den weiblichen Lehrkräften sprechen – dies war nicht unbedingt zu erwarten. Die Ausbildungsstandards sind gleichbleibend hoch und die Rückmeldungen der Auszubildenden waren durchweg positiv.

Bemerkenswert sei der vorhandene Austausch zwischen weiblichen und männlichen Angestellten im Krankenhaus, berichtet Bernd Göken. „Wir hatten nicht erwartet, dass es einen Ort gibt, an dem sich Männer und Frauen gleichzeitig aufhalten dürfen und sogar im fachlichen Austausch sind. Dies scheint in den Krankenhäusern des Landes aber der Fall zu sein, hat man uns bestätigt“, so der Geschäftsführer von Cap Anamur. In Gesprächen mit dem Bürgermeister von Herat wurde Cap Anamur zugesichert, dass auch zukünftig die Ausbildung von Frauen zu Krankenpflegekräften möglich sein soll.

Der große Bedarf an Dialyse-Behandlungen kann nicht vollständig gedeckt werden

Die Dialysebehandlungen finden für Männer und Frauen gleichzeitig statt. Auch hier werden die Patient:innen von weiblichen und männlichen Angestellten des Krankenhauses betreut. Aktuell sind sechs Dialysegeräten im Einsatz. Der Bedarf ist aber deutlich höher. Unsere Behandlung richtet sich an mittellose Menschen, die sich eine Dialyse nicht leisten könnten. Und immer mehr Menschen in Afghanistan sind von absoluter Armut betroffen.
Vor Ort wurde daher die Anschaffung weiterer Geräte und die Unterstützung für die Lieferung von Medikamenten mit den Zuständigen des Krankenhauses besprochen. Derzeit werden 166 Dialyse-Patient:innen behandelt. Die Anschaffung weiterer Geräte könnte den steigenden Bedarf in Zukunft besser abdecken.

Nachhilfe für mittellose Schüler

Seit 2018 bieten wir ein Nachhilfeprojekt für Schüler und Schülerinnen aus mittellosen Familien an. In Nachhilfekursen für die Klassen 8 -12, unterstützen wir die Schüler und Schülerinnen um eine gute Vorbereitung für Ihren Schulabschluss zu erhalten. In den ärmsten Familien sind die Voraussetzungen für eine durchgehende Teilnahme am Unterricht und die technische Ausstattungen meist nicht vorhanden um dem Unterricht ausreichend zu folgen oder den Lernstoff zu bewältigen.

Nun dürfen seit der Machtübernahme der Taliban Mädchen nur noch bis zur 6. Klasse in die Schule. Daher werden die Nachhilfekurse auch nur noch von Jungen besucht. Die Nachfrage ist extrem hoch. Auf die derzeit 700 möglichen Plätze haben sich mehr als 2.000 Schüler beworben.

Wie geht es weiter?

Der Projektbesuch in Afghanistan hat gezeigt, dass die Arbeit von Cap Anamur auch weiterhin sehr wichtig ist. Denn die Versorgungslage, besonders im Gesundheitssystem, ist katastrophal. Immer mehr medizinische Fachkräfte wandern aus. Der Mangel an Personal und Material führt dazu, dass die medizinische Versorgung der Menschen nicht ausreichend gewährleistet werden kann. Mit unseren Projekten unterstützen wir das Gesundheitssystem im Land. Mit der Ausbildung von medizinischen Fachkräften können wir, besonders in den ländlichen Regionen, die medizinische Versorgung der Menschen verbessern. Die Bereitstellung der kostenlosen Dialyse-Behandlung ist auch zukünftig wichtig, denn immer weniger afghanische Bürger:innen könne sich diese bei Bedarf überhaupt leisten.
Zuletzt haben wir im Februar unsere Hilfe ausgedehnt und insgesamt 80 Tonnen Lebensmittel an ganz arme Familien verteilt (News vom 7. Februar 2022), denn die Versorgung mit Lebensmitteln ist seit Monaten verheerend.

Mit der Weiterführung unserer Arbeit in Afghanistan kommen wir unserer Verantwortung, die medizinische Versorgung der mittellosen Menschen zu verbessern, weiterhin nach.