Mangelernährung bei Kindern zählt weltweit zu einer der häufigsten Todesursachen
Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Menschen, die an akutem Hunger leiden, wieder deutlich an. Die dadurch vorherrschende Mangel- und Unterernährung hat weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit, besonders von Kindern. In unseren Projektländern wie der Zentralafrikanischen Republik, dem Sudan oder Bangladesch werden wir täglich mit den Folgen der Unterernährung konfrontiert.
Gastbeitrag von Sophie Kellner
Bereits 1948 fand das Recht auf Nahrung Eingang in die Allgemeine Erklärung zu den Menschenrechten der Vereinten Nationen. 162 Staaten haben sich völkerrechtlich verpflichtet, das Menschenrecht auf Nahrung zu achten, zu schützen und zu gewährleisten. Die Realität sieht in vielen Teilen der Welt leider anders aus.
Was ist Mangelernährung?
Mangelernährung ist definiert als ein Mangel an Energie oder Nährstoffen, der es verhindert, ein körperlich aktives Leben zu führen, das wiederum eine optimale Gesundheit ermöglicht. Sie umfasst sowohl Über- als auch Unterernährung und hat unmittelbare negative Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist schlechte Ernährung die größte Bedrohung für die Gesundheit der Welt.
Frauen, Kinder und Säuglinge sind besonders von Mangel- und Unterernährung bedroht
Die ungleiche Verteilung von Nahrungsmitteln auf der Welt ist erschreckend: Der WHO zufolge waren im Jahr 2014 weltweit etwa 462 Millionen Erwachsene untergewichtig, während 1,9 Milliarden übergewichtig oder fettleibig waren.
Frauen, Säuglinge, Kinder und Jugendliche sind besonders von Unterernährung bedroht. Laut UNICEF ist Unterernährung die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren und ist für 3,1 Millionen Todesfälle bei Kindern pro Jahr verantwortlich. Etwa 45 % der Todesfälle bei Kindern sind auf Unterernährung zurückzuführen.
Todesfälle durch Mangelernährung treten vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf. Aus dem Welthunger-Index 2022 geht hervor, dass Afrika südlich der Sahara die am stärksten betroffene Region ist, in der mehr als ein Fünftel der Bevölkerung unterernährt ist. Die Zentralafrikanische Republik gehört zu den Ländern, die am stärksten von Hunger und Unterernährung betroffen sind. Sierra Leone befindet sich in der Liste auf Platz 10 und Afghanistan auf Platz 13 (von 136 Ländern).
Die Auswirkungen von Mangel- und Unterernährung
Unterernährte Kinder haben ein schwächeres Immunsystem und sind daher anfälliger für Infektionen und Krankheiten, wie extremen Durchfall und Lungenentzündung. Darüber hinaus hat Unterernährung dramatische Auswirkungen auf die Bildung, da sie die Entwicklung des Gehirns und motorische Fähigkeiten beeinträchtigen kann.
Der Gesundheits- und Ernährungszustand von Neugeborenen und Säuglingen hängt direkt mit dem Gesundheitszustand der Mutter zusammen. Während Unterernährung in der Schwangerschaft zu ernsthaften Problemen für die Mutter wie Anämie und lebensbedrohlichen Blutungen führen kann, sind die möglichen Auswirkungen auf das Kind Totgeburten, niedriges Geburtsgewicht und Entwicklungsverzögerungen. UNICEF schätzt, dass jährlich mehr als 20 Millionen Neugeborene unter niedrigem Geburtsgewicht leiden, wodurch sich der Kreislauf der Unterernährung über die nächsten Generationen fortsetzt.
Auch die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen durch Unterernährung sind schwerwiegend, sowohl für die betreffende Person als auch für Gemeinschaften und Länder. So verliert beispielsweise Äthiopien jährlich 16% das Bruttoinlandsprodukt durch indirekte langfristige Auswirkungen durch Ernährungsprobleme.
Wir unterstützen die Bevölkerung in unseren Projektländern bei der Bekämpfung von Mangelernährung
Unter anderem betreiben wir Aufklärung über Praktiken zur Verbesserung der Ernährung (z. B. Förderung von ausschließlichem Stillen bis 6 Lebensmonaten und rechtzeitige Einführung von Beikost) oder die Verringerung des Mikronährstoffmangels (z. B. durch Vitamin-A-Ergänzung). Auch indirekte Optimierung der Ernährung, z.B. durch Sicherstellung des Zugangs zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Gesundheitsdiensten sowie Verbesserung des Zugangs zu Bildung. Des Weiteren betreiben wir in unseren Projekten Essensausgaben für die im Krankenhaus aufgenommenen Patienten, um sie mit der täglichen Kalorienvorgabe zu versorgen oder verteilen Lebensmittelpakete an die Bevölkerung.