Dr. Dorothea Kumpf

Im Einsatz als Kinderärztin in Somalia

Dorothea Kumpf

Name

Dr. Dorothea Kumpf

Alter

33 Jahre

Beruf

Kinderärztin

Einsatzland

Somalia

Einsatzdauer

6 Monate

Mein Alltag im Projekt

Mein Tag begann jeden Morgen um 6 Uhr mit einem Kaffee und dem Blick auf die aufgehende Sonne. Um kurz vor 7 Uhr haben meine Teamkollegen und ich unseren Wachmann und einen Fahrer zusammengetrommelt und sind ins Krankenhaus gefahren. Dort angekommen folgte erstmal die Visite zusammen mit den Schwestern und dem somaliländischen Arzt Dr. Suleiman. Nach der Morgenbesprechung mit der gesamten Krankenhausbelegschaft behandelten Dr. Suleiman und ich die ambulanten Patienten. Die Kommunikation erfolgte dabei über eine Dolmetscherin. Einige Worte Somali habe ich mit der Zeit zwar gelernt, doch erfolgte die Kommunikation meist mit Hilfe der Pflege, die zum Teil ganz ordentlich Englisch versteht, oder über unsere Dolmetscherin. Daneben habe ich mich um kritische Patienten der Stationen gekümmert (es gab eine Pädiatrie, eine Frauen-, eine Männer- und eine Masernstation und auch zusätzlich ein Stabilization Centre für unterernährte Kinder) oder habe Verlegungen von Patienten ins Krankenhaus in Burao organisiert, da sie dort für Operationen und Kaiserschnitte besser ausgerüstet waren. Vor der Mittagspause drehte ich nochmal eine Runde durch die Stationen, dann gab es Mittagessen zu Hause, ein kleines Päuschen und gegen 16.30 Uhr fuhren wir wieder zurück in die Klinik. Nochmal zwei Stunden Ambulanz, teils neue Patienten sehen, ansonsten bekamen viele Patienten von Vormittags die Laborergebnisse ausgehändigt und kamen nochmal vorbei für Beratung und Rezept. Nach einer abschließenden Runde mit Ärzten und Schwestern durch die Stationen wo alle Fragen für die Nacht geklärt wurden, war dann gegen 18 bis 19 Uhr Feierabend.

An zwei oder drei Abenden in der Woche gab es noch Fortbildungsveranstaltungen oder Meetings mit der Pflege oder auch dem gesamten Team.

Meine Freizeit im Projekt:

Durch den ständigen Polizeischutz waren spontane, private Unternehmungen in der Freizeit schwierig, außerdem gab es in Caynabo nicht unglaublich viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Aber Freitags war normalerweise frei und wir haben schöne Spaziergänge gemacht in der näheren Umgebung oder auch mal einen Ausflug zum Beispiel in die nächst größere Stadt Bruno.

Ansonsten habe ich viel gelesen, einen Blog und Emails für meine Freunde und Familie geschrieben, und ein paar Pflänzchen vor dem Haus gezogen.

Dorothea Kumpf

Besonders geschätzt habe ich:

Die Offenheit des Krankenhauspersonals. Trotz kultureller und sprachlicher Barrieren haben sie sich auf mich eingelassen und mich mit meinen Eigenheiten, Ideen und teils sehr abweichenden Vorstellungen einfach akzeptiert. Von Beginn an wurde ich als Ärztin respektiert, im Verlauf habe ich dann gemerkt, wie wir uns besser kennen lernten und wirklich ein Team wurden. Auch die meisten anderen Leute, die man so traf, waren alle mehr oder weniger neugierig – aber im Grunde nett zu uns. Ich habe mich immer sicher gefühlt, das hatte mich im Vorfeld gesorgt, da ich es mir anders vorgestellt hatte.

Besonders gefehlt hat mir:

Vor allem meine Familie! Aber auch spontane Unternehmungen mit Freunden, und auch Käse haben mir gefehlt.

Meine Pläne für die Zukunft:

Zunächst möchte ich weiter in der Kinderheilkunde arbeiten, viel Neues lernen und eine Spezialisierung in der Neuropädiatrie machen. Später kann ich mir gut vorstellen, nochmal irgendwann in ein Projekt im Ausland zu gehen.

Meine schönsten Erinnerungen an die Zeit im Projekt:

Das schönste war es für mich, wenn es einem Patienten, der vorher einen kritischen Zustand hatte, doch endlich besser ging. Da gab es Mustafa, einen zehnjährigen Jungen mit Masern – er war sehr unterernährt und hatte eine Lungenentzündung. Er hatte über 20 Tage gefiebert und Sauerstoffbedarf gehabt, aber schließlich hat er es geschafft. Er hat unglaublich lange gebraucht, um wieder zu Kräften zu kommen, aber den Tag, an dem er nach Hause ging, werde ich nicht vergessen.

Besonders erinnere ich mich auch an den zweijährigen Mubarik, der schwer krank und massiv unterernährt war, als er zu uns kam. Der Moment, als der Kleine zum ersten Mal selber etwas gegessen hat, war unbeschreiblich schön.

Da gibt es auf diese Frage einfach zu viele Beispiele …

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