Sarah Albrecht

Im Einsatz als Hebamme in der Zentralafrikanischen Republik

In der Zentralafrikanische Republik betreibt Cap Anamur zwei Krankenhäuser. Wir entsenden regelmäßig medizinische Fachkräfte, die vor Ort arbeiten.

Name

Sarah Albrecht

Alter

32 Jahre

Beruf

Hebamme

Einsatzland

Zentralafrikanische Republik, Bossembélé

Einsatzdauer

6 Monate

Seit wann bist Du bei Cap Anamur angestellt?

Mein erster Einsatz für Cap Anamur startete am 15.11.2022

Wie sieht Dein Arbeitsalltag / Aufgabenbereich aus?

Den Morgen startete ich meist mit einem Tee auf der Terrasse in Gesellschaft meiner Kollegin. Nach der Frühbesprechung um 7.30 begannen wir mit der Morgenvisite. Die ersten Monate meines Einsatzes begleitete ich die ärztliche Visite auf allen Stationen.

Nach einer Weile begleitete ich die Visite, hauptsächlich in der Maternité. Danach blieb ich meist auf Station, besprach mit den Mitarbeiterinnen Fälle und Neuaufnahmen oder half Patientinnen, z.B. beim Stillen. Ich war nicht bei allen Geburten mit anwesend, aber falls eine Geburt im Gange war, blieb ich im Kreißsaal und unterstützte die Matronen. Gerade wenn viel zu tun war oder Geburten ein bisschen länger dauerten und komplizierter waren, war ich mit anwesend und arbeitete mit der zentralafrikanischen Hebammenkollegin und den Matronen zusammen.

Gegen Mittag hatte ich meist eine Mittagspause, in der ich mich vor der Mittagshitze ein wenig im Schatten verstecken konnte. Am Nachmittag begleitete ich nochmals die Visite in der Maternité. Ich war rund um die Uhr für das Personal ansprechbar, falls es Fragen oder Notfälle in der Entbindungsstation gab.

In meiner Freizeit habe ich viel gelesen, Yoga gemacht und gegen Ende meines Einsatzes angefangen mit Kolleginnen aus der Klinik Fußball zu spielen.  Bossembélé ist übersichtlich und fußläufig gut zu erkunden. Ich konnte spazieren gehen und war auf dem Markt. Mit Kolleg:innen vor Ort konnte ich etwas im Dorf trinken gehen oder sich zum Austausch ein bisschen zusammen setzen.

Was magst Du besonders an Deiner Arbeit?

Wofür ich sehr dankbar bin, ist der Austausch mit meinen deutschen und zentralafrikanischen Kolleg:innen. Ich konnte in dieser Zeit viel lernen.

Die Menschen vor Ort sind sehr herzlich und haben mich mit großer Freundlichkeit aufgenommen. Mit einer Mitarbeiterin und ihrer Familie haben meine Kollegin und ich Weihnachten verbracht. Das war eine besonders schöne Erfahrung. Wir wurden von einem Mitarbeiter und seiner Frau zu deren Hochzeit eingeladen, die ein riesiges Fest im ganzen Dorf war.

In der Zentralafrikanische Republik betreibt Cap Anamur zwei Krankenhäuser. Wir entsenden regelmäßig medizinische Fachkräfte, die vor Ort arbeiten.

Einige Erinnerungen an besondere Momente:

Ich habe sehr viele schöne Erinnerungen an meine Zeit.

Ich erinnere mich an die Anfangszeit, in der eine junge Frau ihr erstes Kind zu früh geboren hat. Leider konnte das Kind nicht gut stillen, weil es einen ganz verkrampften Kiefer hatte. Die Frau hat sehr tapfer jede Mahlzeit per Hand entleert und dem Kind die Muttermilch in den Mund geträufelt. Nach 3 Tagen fing das Kleine langsam an der Brust zu Saugen und am nächsten Tag war es von der Brust gar nicht mehr weg zu bekommen. Da Bossembélé nicht groß ist, lief mir die Frau und ihre Familie noch einige Male in meiner Zeit vor Ort über den Weg. Jedes Mal wurde mir stolz ein wohlgenährtes Baby präsentiert. Dass ich den Verlauf noch so lange mitverfolgen konnte, hat mich sehr glücklich gemacht.

Zum Frauentag am 8. März wurde ein Fußballspiel der Frauen des Krankenhauses gegen eine andere NGO organisiert. Ich habe mitgespielt und wir haben in unserem Team fleißig trainiert. Es war eine tolle Erfahrung außerhalb der Klinikarbeit mit den Mitarbeiter:innen  Zeit zu verbringen und sich sportlich zu betätigen. Ich hatte das Gefühl, dass diese gemeinsame Aktivität zu mehr Verständigung geführt hat und uns einander nähergebracht hat.

Ich bewundere die Frauen, die den Großteil der alltäglichen Verantwortung tragen und in der patriarchalen Gesellschaft, in der sie Leben, kaum Anerkennung dafür bekommen. Die Frauen gebären ohne Schmerzmittel, ohne viele der uns bekannten medizinischen Möglichkeiten. Die Anfahrtswege sind oft weit über schlechte Straßen und trotzdem kommen sie zur Schwangerenvorsorge und Geburt in die Klinik. Das finde ich sehr beeindruckend.

Mitarbeiter-Porträts