Das Gesundheitssystem in Sierra Leone | 10 Jahre nach Ebola
Cap Anamur hat als eine der wenigen Hilfsorganisationen während der Ebola-Epidemie von 2014 - 2016 in Sierra Leone die medizinische Versorgung im Land aufrechterhalten. Auch heute bauen wir das Gesundheitssystem weiter mit auf.
10 Jahre nach Ebola – Die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem in Sierra Leone sind immer noch spürbar.
Vor 10 Jahren, am 8. August 2014, rief die Weltgesundheit Organisation der Vereinten Nationen (WHO) aufgrund von Ebola den internationalen Notstand aus. Auch ein Jahrzehnt nach der Epidemie sind die Spuren in Sierra Leone noch immer deutlich spürbar. Bereits vor dem Ausbruch war das Gesundheitssystem des westafrikanischen Landes durch einen langjährigen Bürgerkrieg (1992 bis 2002) schwer geschädigt. Die Ebola-Krise fügte dem System einen weiteren schweren Schlag zu und machte erste Verbesserungen zunichte.
Trotz Ausbruch der Epidemie sind wir in Sierra Leone geblieben
Wir sind als eine der wenigen Organisationen im Land geblieben, um für die Menschen weiterhin medizinische Hilfe zu leisten.
Ole Hengelbrock, war von 2013 – 2015 für Cap Anamur in Sierra Leone und hat den Ausbruch der Epidemie und die schrecklichen Auswirkungen hautnah miterlebt:
„Als das Virus im Mai 2014 Freetown erreichte, waren wir überhaupt nicht vorbereitet. Im Grunde geriet die Epidemie bereits zu diesem Zeitpunkt außer Kontrolle, weil es bis dahin noch nie einen Ausbruch im urbanen Ballungsraum gegeben hat. Die meisten Internationalen verließen das Land. Projekte wurden geschlossen. Mit einem Schlag fielen sämtliche Unterstützungsmöglichkeiten und Dienstleistungen weg. Im Krankenhaus gab es keinen Platz, um mutmaßliche oder bestätigte Ebola-Patienten zu versorgen. Wir verfügten nicht einmal über genügend Material, um die lokalen und internationalen Mitarbeitenden zu schützen.
In der Anfangsphase brachten Familienangehörige gesammelt in einem Taxi die mutmaßlich mit Ebola infizierten Personen zur Klinik. Die Patienten wurden auf den Parkplatz außerhalb des Krankenhauses gelegt. Wir konnten wenig tun, um die Menschen zu behandeln, außer in ihrer Nähe sein, eine medizinische Grundbehandlung und Wasser anbieten, wenn sie noch in der Lage waren, diese anzunehmen, sie vor Regen und Sonne schützen, ihnen Decken geben. Als es später Ebolafälle in der Klinik gab, wurde diese geschlossen. Das Hauptproblem war dann nicht nur das Ebolavirus, sondern die Schließung des einzigen Kinderkrankenhauses des Landes und somit unbehandelte Malaria, Meningitis, Diarrhöe.“
Errichtung einer Isolierstation, um die Ausbreitung der Epidemie einzudämmen
Durch die Einrichtung der Isolierstation konnten wir die Arbeit im Kinderkrankenhaus, welches aufgrund des Notstandes etwa zwei Monate geschlossen war, wieder aufnehmen.
Es wird geschätzt, dass mehr als 6.500 Menschen dem tödlichen Virus zum Opfer fielen. Die Dunkelziffer liegt noch höher, weil in der Anfangsphase kaum Statistiken gepflegt und infizierte Personen oftmals nicht ins Krankenhaus kamen und ohne Diagnose verstarben. Zahlreiche Kinder verloren durch die Epidemie ihre Eltern.
Versorgung der Ebola-Waisen in unserem Straßenkinderhaus
Wir haben zahlreiche Ebola-Waisen in unserem Straßenkinder-Schutzhaus Pikin Paddy aufgenommen und versorgt. Anschließend wurden Familienangehörige von lokalen Sozialarbeitern gesucht, um die Kinder in familiäre Kontexte zu integrieren.
Cap Anamur ist immer noch in Sierra Leone tätig
Wir unterstützen immer noch das Kinderkrankenhaus in Freetown, um weiterhin den Wiederaufbau der medizinischen Infrastruktur zu unterstützen. Heute hat sich das Krankenhaus zu einem „Teaching Hospital“ entwickelt und bildet pädiatrisches Fachpersonal aus.
Dennoch fehlen im ganzen Land funktionierenden Gesundheitseinrichtungen, ausgebildete Fachkräfte und Medikamenten, besonders zur Versorgung der Kinder und Mütter.
Durch den fehlenden Zugang zu funktionierenden Gesundheitseinrichtungen sterben immer noch etwa 100 Kinder pro 1.000 Lebensgeburten. Daher ist eines unserer Ziele, die Sterblichkeitsrate im Kinderkrankenhaus Ola During Childrens Hospital weiter zu senken.
Dies können wir durch die stetige Ausbildung des lokalen Personals, die Unterstützung durch entsandte Fachkräfte sowie die Beschaffung von Medikamenten gewährleisten.