22. Januar 2020 Pressemitteilungen

Neues Ausbildungsprojekt für Frauen in Afghanistan

Cap Anamur bietet nun auch eine dreijährige Ausbildungsmöglichkeit zur Krankenpflegekraft für afghanische Frauen an.

150 Frauen wurden zur Prüfung eingeladen. (Foto: Haidari)
150 Frauen wurden zur Prüfung eingeladen. (Foto: Haidari)
Die Absolventinnen verbessern nach Abschluss der Ausbildung als examinierte Pflegekräfte die medizinische Versorgung in den ländlichen Gebieten.

Cap Anamur hat bereits verschiedene Schulungsprogramme für Hebammen und Community Health Nurses erfolgreich durchgeführt, sowie im vergangenen Jahr ein Schulungsprogramm für Krankenschwestern und Krankenpfleger im vergangenen Jahr abgeschlossen. Nun hat die Hilfsorganisation erneut eine Ausbildung – gezielt für Frauen im vom Terror geplagten Afghanistan ins Leben gerufen. Da wir in einigen Regionen bereits genügend medizinische Fachkräfte ausbilden konnten, haben wir unsere neueste Ausbildung gezielt in den Provinzen Ghor, Herat und Badghis ausgeschrieben, wo die medizinische Versorgung noch nicht flächendeckend gewährleistet ist. Im Gegensatz zu unserer letzten Ausbildung, die sowohl für junge Frauen und Männer angeboten wurde, ist diese neue Ausbildung ausschließlich für Frauen angelegt, da in diesen Regionen bisher kaum Frauen ausgebildet wurden.

Alle Ausbildungen sind mit dem afghanischen Gesundheitsministerium abgesprochen und staatlich anerkannt. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung kehren die Schülerinnen als examinierte und hochqualifizierte Pflegekräfte in ihr Heimatdorf zurück und verpflichten sich, für die Dauer von mindestens drei Jahren dort in ihrem neuen Beruf zu arbeiten und damit die Gesundheitsversorgung im ländlichen Bereich zu verbessern.

Projektkoordinator Faisal Haidari betreut das Ausbildungsprojekt mit insgesamt 44 Teilnehmerinnen. Das Programm läuft in Kooperation mit dem afghanischen Gesundheitsministerium. Es endet mit dem staatlich anerkannten Diplom als Krankenpflegekraft.

Mit einem Aushang am Gesundheitszentrum in Herat, vor allem aber durch Empfehlungen und Berichte bereits fertig Ausgebildeter, erfuhren die Teilnehmerinnen von dem Programm. Von insgesamt 320 Bewerberinnen aus den Provinzen Ghor, Herat und Badghis, wurden insgesamt 150 Frauen von Projektkoordinator Faisal Haidari zur Prüfung in Herat eingeladen. Diese wurde vom Gesundheitsministerium in Afghanistan sowie von einigen Lehrern zusammengestellt und beinhaltete Fragen aus allen Bereichen der Allgemeinen Hochschulreife in Afghanistan, diese entspricht dem deutschen Abitur. Die 44 besten Absolventinnen dieser Prüfung wurden schließlich zur neuen Ausbildung angenommen.

Die neuen medizinischen Fachkräfte nach der letzten Ausbildung im Herbst 2019. (Foto: Haidari)
Auf die Schülerinnen kommen in den kommenden drei Jahren keine Kosten zu. Das Wohnheim, die Verpflegung, der Transport zur Schule, das Lehrmaterial und sogar die Kindergartenbetreuung werden komplett von Cap Anamur übernommen. Daneben zahlen wir selbstverständlich auch Lehrer und Schulungsräume für die Ausbildung.

Der Ausbildungsinhalt richtet sich nach dem staatlichen Curriculum. Es werden regelmäßige Supervisionen des Gesundheitsministeriums in Kabul durchgeführt. Zu den Unterrichtsfächern gehören unter anderem Anatomie, Physiologie sowie Krankheitslehre. Ein Großteil der Ausbildung setzt auf das Erlernen von praktischen Fähigkeiten. So finden zweidrittel des Schulungsprogramms im Provinzhospital in Herat statt. Die zukünftigen Pflegekräfte werden dort in Blockeinsätzen eingesetzt und können so ihr erlerntes Wissen direkt umsetzen.
Neben einigen Zwischenprüfungen müssen alle Absolventinnen nach drei Jahren eine große Abschlussprüfung ablegen. Nach Bestehen erhalten sie ein staatlich anerkanntes Diplom als Krankenpflegekraft. Wie nach unseren vorherigen Ausbildungen haben sich alle Auszubildenden verpflichtet nach Abschluss in ihr Heimatdorf zurückzukehren und dort für einige Jahre in ihrem neuerlernten Beruf zu arbeiten.

Die bisherigen Ergebnisse der verschiedenen Ausbildungsprojekte von Cap Anamur in Afghanistan

Der Erfolg gibt uns Recht. So konnten wir Afghanistan bereits um 130 Hebammen, 76 Community Health Nurses und 47 Krankenschwestern und -pfleger bereichern. In drei Jahren werden nun 44 weitere Medizinerinnen in akut unterversorgte Gebiete gehen und dort nicht nur die medizinische Situation dauerhaft verbessern, sondern auch als Vorbild für Frauen und Mädchen agieren.

Die Situation in Afghanistan, und unser Ansatz mit Bildung vor Ort nachhaltig Fluchtursachen entgegenzuwirken

Das Leid in Afghanistan ist nach Jahrzehnten des Terrors enorm. Seit Jahren fliehen die Menschen vor dem Terror und der Perspektivlosigkeit im eigenen Land. Da sich vor allem finanziell besser gestellte Kreise die hohen Kosten für eine Abwanderung leisten können, erlebt Afghanistan seit Jahren einen gewaltigen Schwund an talentierten Akademikern, Künstlern und Fachkräften, die dem politischen, gesellschaftlichen und infrastrukturellen Wiederaufbau des Landes nun nicht mehr zur Verfügung stehen. Dies wirkt sich auch auf die aus, die ihr Land nicht verlassen wollen oder können. Vor allem in den ohnehin schlechter vernetzten, ländlichen Regionen beobachten wir diese Tendenz im medizinischen Sektor. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, haben wir nun erneut eine Ausbildung für afghanische Frauen in Herat initiiert, die nicht nur für neue medizinische Fachkräfte, sondern auch für unabhängigere Frauen sorgen wird.