Die Folgen der Pandemie für junge Frauen
Bangladesch zählt zu einem der Länder, die unter der Corona-Pandemie extrem gelitten haben. Die dichte Besiedlung des Landes und die Überbevölkerung in den Städten zwang die Regierung ab Juni 2020 zu einer strikten Lockdownpolitik. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Ärmsten der Bevölkerung und besonders auf Frauen und Mädchen, werden nun deutlich sichtbar.
Seit der Pandemie hat die absolute Armut in Bangladesch deutlich zugenommen
Die landesweiten Ausgangssperren betrafen besonders die vielen Tagelöhner. Ihre Erwerbsmöglichkeiten waren ab diesem Zeitpunkt versiegt. Tagelöhner zählen zur vulnerablen Bevölkerungsgruppe, die in Bangladesch bereits vor der Pandemie von absoluter Armut betroffen war. Mit der Pandemie nahm die Anzahl an Menschen, die daraufhin in extreme Armut rutschten, deutlich zu.
Die Schließung vieler medizinischer Einrichtungen während des Lockdowns führte darüber hinaus zu einer sich verschlechternden Gesundheitsversorgung. Da der Staat kaum für die Gesundheitsfürsorge aufkommt, müssen die Menschen Behandlungen selbst bezahlen. Dies ist für den Großteil der Bevölkerung nicht möglich. Viele Corona-Erkrankungen konnten gar nicht behandelt werden. Die ärmsten Bevölkerungsgruppen konnten sich darüber hinaus kaum mit entsprechenden Hygienemaßnahmen versorgen. Sie waren dem Virus nahezu hilflos ausgesetzt.
Daher hat Cap Anamur bereits zu Beginn der Pandemie Masken verteilt. In groß angelegten Aufklärungskampagnen, zum Schutz vor dem COVID-19-Virus, haben wir die Bevölkerung informiert, wie sie sich vor dem Virus schützen können.
Die medizinische Versorgung stabilisiert sich erst seit einigen Monaten wieder
So können wir seit Mitte 2021 wieder steigende Patient:innenzahlen in unseren kooperierenden Gesundheitseinrichtungen verzeichnen. Nahezu 50% aller Patient:innen sind Frauen. Dies zeigt uns, dass unser Ansatz, besonders den armen Frauen eine kostenlose medizinische Versorgung anzubieten, der richtige ist.
Frauen und Kinder, darunter die Mädchen, haben unter der Corona-Pandemie besonders gelitten.
Durch die Schulschließungen, die über ein Jahr andauerten, konnten die Kinder nicht mehr zur Schule. Viele mussten stattdessen ihre Familien unterstützen und durch Arbeit zum Einkommen beitragen. Die Anzahl an jungen Mädchen, die in dieser Zeit verheiratet wurden, ist in den letzten zwei Jahren wieder gestiegen. In armen Familien, werden Mädchen häufiger früh verheiratet, in der Hoffnung, dass der Ehemann die Versorgung übernimmt.
Unser Projektkoordinator Shabbir Ahmed erklärt den Anstieg der Anzahl an sogenannten Kinderheiraten wie folgt: Die Anzahl an Eheschließungen von jungen Mädchen hat in den letzten zwei Jahren deutlich zugenommen. Vor allem in den ländlichen Gebieten, in denen das Einkommen der Menschen stark zurückgegangen ist. Die Schließung von Schulen über einen längeren Zeitraum, der Verlust von Arbeitsplätzen in den Familien und die allgemeine wirtschaftliche Lage des Landes gehören zu den Ursachen für den Anstieg der Kinderheiraten. Landesweit ist der Anteil auf etwa 30 – 35% gestiegen.“
Diese Entwicklung führte wiederum dazu, dass der Anteil an sehr jungen schwangeren Frauen und Müttern in der Zeit der Pandemie zugenommen hat. In unserem Projektgebiet steigt die Anzahl der jungen schwangeren Frauen auch leicht an, von 1145 im Jahr 2020 auf 1286 im Jahr 2021.
Wir können der Müttersterblichkeit vorbeugen
Die Einschränkungen in der Gesundheitsversorgung durch COVID-19 hat laut verschiedener Studien auch zu einem Anstieg der Müttersterblichkeit in Bangladesch geführt. In unserem Projektgebiet ist die Zahl der Müttersterblichkeit jedoch nicht wesentlich gestiegen, da wir in jedem Dorf eine Gesundheitsstruktur mit einer Hebammenschwester haben. Außerdem gibt es eine große Anzahl von ausgebildeten Geburtshelfern, die über das gesamte ländliche Gebiet verteilt sind.
Auch diese Entwicklung zeigt uns, dass die Versorgung von Frauen und besonders von schwangeren Frauen in Bangladesch weiterhin sehr wichtig ist. Denn besonders wenn Frauen von Armut betroffen sind, können sie sich eine Schwangerschaftsvorsorge meist nicht leisten und diese bietet Cap Anamur den Frauen kostenlos an.