Cap Anamur leistet weiterhin Hilfe für Afghanistan
Trotz der Taliban-Machtübernahme 2021 bleibt Cap Anamur aktiv in Afghanistan und verbessert die berufliche Perspektiven für Frauen, um das Gesundheitssystem zu stärken.
Afghanistan befindet sich seit der Machtübernahme der Taliban vor drei Jahren in einer zunehmenden humanitären Notlage
Besonders für Frauen und Mädchen haben sich die Lebensbedingungen dramatisch verschlechtert.
Mit dem Abzug der internationalen Truppen am 30.Juni 2021 haben die Taliban in kurzer Zeit die Macht im Land wieder übernommen. Seither sind etwa 1,6 Millionen Menschen aus dem Land geflohen aus Angst vor Gewalt und zunehmender Perspektivlosigkeit.
Zunächst gaben sich die neuen Machthaber noch moderat. Doch nach kurzer Zeit wurden viele Restriktionen eingeführt, besonders für Frauen und Mädchen.
Frauen dürfen in der Öffentlichkeit nicht mehr ohne männliche Begleitung sein. Sie müssen ihr Gesicht verhüllen und dürfen keine öffentlichen Parks mehr besuchen. Mädchen wird der Schulbesuch nur noch bis zur sechsten Klasse erlaubt und Frauen der Zugang zu Universitäten verwehrt. Aus vielen Berufen wurden Frauen völlig verdrängt.
Trotz dieser Einschränkungen führt Cap Anamur sein Ausbildungsprogramm für Frauen weiter
„Die Ausbildung von Frauen zu Krankenpflegekräften ist von enormer Bedeutung für das Land und seine Bevölkerung,“ erklärt Bernd Göken, Geschäftsführer von Cap Anamur. „In einer Gesellschaft, in der Frauen nur von Frauen behandelt werden dürfen, ist es unerlässlich, dass wir weibliche Pflegekräfte ausbilden. Dies sichert die Gesundheitsversorgung im Land.“
Cap Anamur betreibt in Herat das Ausbildungszentrum für weibliche Krankenpflegekräfte. Die Auszubildenden nehmen an einem dreijährigen Kurs teil, der einen staatlich geprüften Abschluss bietet. Die Teilnehmerinnen können sogar trotz der geltenden Bestimmung, dass Frauen nicht ohne männliche Begleitung das Haus verlassen dürfen, in den Institutsunterkünften leben. Dort bieten wir den Auszubildenden, die Kinder haben, auch die Möglichkeit, diese im eigens eingerichteten Kindergarten betreuen zu lassen.
Wir arbeiten eng mit lokalen Kräften zusammen, die als Lehrkräfte eingestellt sind. Damit stellen wir auch sicher, dass die Hilfe effektiv und nachhaltig ist. Durch die Ausbildung von Frauen zu Krankenpflegekräften werden nicht nur dringend benötigte Fachkräfte für das Gesundheitssystem bereitgestellt, sondern wir schaffen auch Perspektiven in einer Zeit der Unsicherheit und des Umbruchs.
Wir bieten mit der Ausbildung eine wichtige berufliche Perspektive für Frauen
Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung kehren die Frauen in ihre Heimatdörfer zurück um dort die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu übernehmen. Mit unserer Ausbildung schaffen wir berufliche Perspektiven. Denn viele Frauen können nach erfolgreichem Abschluss ihrem Beruf nachgehen, der für die Versorgung der Bevölkerung essentiell ist. Sie erhalten ein Gehalt, mit dem sie sogar in der Lage sind, eine Familie zu ernähren.
Weitere Projekte und Hilfe in Afghanistan
Dialysestation Herat
Im Provinzhospital von Herat, der zweitgrößten Stadt Afghanistans, unterstützt Cap Anamur das einzige staatliche Dialyse-Zentrum mit der Bereitstellung von finanziellen Mitteln und technischer Ausrüstung. Seit 2016 können wir damit besonders Menschen, die sich das kostenintensive Dialyseverfahren nicht leisten können, die lebenswichtige Behandlung ermöglichen.
Nachhilfeprogramm für einkommensschwache Familien
In Afghanistan sieht es die Bildungspolitik vor, dass Schüler:innen, die ihren Abschluss nicht schaffen, für die Wiederholung der Prüfung an einem Vorbereitungskurs teilnehmen, der mit Kosten verbunden ist. Familien mit geringem Einkommen können sich diese Prüfungsvorbereitungskurs meist nicht leisten, und ihre Kinder haben damit keine Möglichkeit den Abschluss zu erhalten. Daher bieten wir einen kostenlosen Zugang zu diesen Kursen. Seit 2021 können wir jedoch leider keine Mädchen mehr in diesen Kursen fördern, da sie die Schule nach der 6. Klasse verlassen müssen.
Nothilfe und Wiederaufbauhilfe nach Erdbeben
Die schweren Erdbeben vom 7. Oktober 2023 in Afghanistan haben in der Provinz Herat, und vor allem in der Region um die Stadt Shade, zu verheerenden Zerstörungen geführt. Wir haben unmittelbar Nothilfe geleistet und die Betroffenen medizinisch versorgt. Anschließend haben wir mit der Planung des Wiederaufbaus eines Dorfes begonnen.