14. August 2025 Aktuelle Projekte, Ukraine

Frauenhaus in Dnipro: Schutz und Perspektive für besonders gefährdete Frauen

In einer von Krieg, Armut und hoher HIV-Rate geprägten Region bieten wir Sicherheit, medizinische Hilfe und Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben.

Warum Schutzräume für Frauen in der Ostukraine überlebenswichtig sind

Die Region Dnipropetrowsk gehört zu den von sozialen und gesundheitlichen Krisen am stärksten betroffenen Gebieten der Ukraine. Hohe Arbeitslosigkeit, eine ausgeprägte Drogenszene, Perspektivlosigkeit unter jungen Menschen – und eine der höchsten HIV/AIDS-Prävalenzraten des Landes – prägen das tägliche Leben.

Laut offiziellen Daten befanden sich zum 1. Juli 2023 in der Region Dnipropetrowsk 29.796 HIV-infizierte Menschen in medizinischer Behandlung, davon 7.809 mit AIDS-Diagnose. Die HIV-Prävalenz lag bei 963,0 pro 100.000 Einwohner, die AIDS-Prävalenz bei 252,5 pro 100.000 – eine der höchsten Raten in der Ukraine.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges hat sich die Lage dramatisch verschärft. Tausende Binnenvertriebene flüchten in die Region Dnipro – viele von ihnen traumatisiert, mittellos und besonders schutzbedürftig.

Gewalt gegen Frauen und HIV: Ein gefährlicher Zusammenhang

Ein besonderes Risiko tragen Frauen. Geschlechtsspezifische Gewalt – ob physisch, psychisch oder sexualisiert – ist nicht nur eine unmittelbare Bedrohung für ihre Sicherheit, sondern auch ein erwiesener Risikofaktor für eine HIV-Infektion. Studien zeigen: Frauen, die Gewalt durch Partner oder im sozialen Umfeld erleben, haben ein dreifach höheres Risiko, sich mit HIV zu infizieren.

Häufig leben betroffene Frauen in Abhängigkeitsverhältnissen, ohne Zugang zu medizinischer Versorgung, Schutz oder Prävention. Besonders in Krisenregionen wie Dnipro potenzieren sich diese Risiken – etwa für Frauen auf der Flucht, Überlebende von Gewalt, Drogenkonsumentinnen oder aus der Haft entlassene Frauen.

Unser Beitrag: Ein geschützter Zufluchtsort für Frauen in Dnipro

Hier setzen Schutzräume wie unser Frauenhaus an: Sie bieten betroffenen Frauen nicht nur Sicherheit, sondern auch medizinische Hilfe, psychologische Betreuung, rechtliche Beratung und soziale Stabilisierung. All das sind entscheidende Faktoren, um Gewalt zu entkommen, eine HIV-Infektion zu verhindern – oder gut mit ihr leben zu können.

Projektübernahme durch Cap Anamur: Hilfe trotz Mittelkürzungen

Anfang 2025 kürzte die UN-Organisation UNAIDS ihre finanziellen Mittel für das Frauenhaus in Dnipro – ein schwerer Rückschlag für unsere Partnerorganisation 100%Life, die sich seit vielen Jahren engagiert in der Betreuung von Menschen mit HIV, Tuberkulose und Hepatitis in der Region einsetzt. Um die dringend benötigte Arbeit nicht zum Erliegen kommen zu lassen, übernahm Cap Anamur die Trägerschaft der Zufluchtsstätte und sichert seither gemeinsam mit 100%Life den laufenden Betrieb.

Unsere Zusammenarbeit beruht auf gegenseitigem Vertrauen und der umfangreichen Erfahrung unseres Partners im Umgang mit besonders vulnerablen Patient:innen. Gemeinsam setzen wir das Projekt fort mit dem Ziel, es kontinuierlich weiterzuentwickeln und an die wachsenden Herausforderungen vor Ort anzupassen.

Der Standort des Hauses wird bewusst geheim gehalten, um die Sicherheit der Bewohnerinnen zu gewährleisten. Bis zu zwölf Frauen – teils mit ihren Kindern – finden hier nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern umfassende Unterstützung: medizinisch, psychosozial, rechtlich und humanitär.

Was das Frauenhaus konkret leistet

Seit Bestehen des Frauenhauses haben fast 100 Frauen Zuflucht gefunden. Unsere lokalen Beraterinnen begleiten die Frauen auf dem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Die Unterstützung umfasst:

  • Rechtsberatung, z. B. zur Erneuerung von Ausweisdokumenten oder IDP-Zertifikaten für staatliche Leistungen
  • Psychologische Einzel- und Gruppengespräche zur Verarbeitung von Trauma und Stärkung der eigenen Resilienz
  • Medizinische Betreuung in Zusammenarbeit mit lokalen Gesundheitszentren – u. a. der Ambulanz, die wir mit einem Ultraschallgerät zusätzlich ausstatten konnten
  • Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder, darunter auch Online-Unterricht und Schulmaterialien
  • Humanitäre Hilfe in Form von Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Alltagsbedarf

Alle Bewohnerinnen erhalten zudem Zugang zu Präventions- und Behandlungsangeboten

Warum Schutzräume für Frauenleben entscheidend sind

In einem Umfeld voller Unsicherheit, Krieg und Not bieten Schutzunterkünfte mehr als nur eine vorübergehende Unterkunft: Sie schaffen Stabilität, Sicherheit und neue Lebensperspektiven. Besonders für Frauen, die mehrfacher Diskriminierung oder Gewalt ausgesetzt sind, sind sie oft der erste Schritt in ein neues Leben.

Mit dem Frauenhaus in Dnipro erweitern wir gezielt das Netz sozialer Hilfen in einer Region, die sie dringend braucht – und leisten konkrete Hilfe für Menschen, die sonst durch jedes Raster fallen würden.

Helfen Sie jetzt, Frauen in Dnipro Sicherheit und eine Zukunft zu geben – Ihre Spende macht den Unterschied!