Hilfe in den Slums von Bagdad
Im April 2003 endete der Irakkrieg, doch an den Lebensbedingungen für die rund 3 Millionen Einwohner Bagdads hat das kaum etwas geändert. Weiterhin bestimmen Probleme der Wasser- und Stromversorgung, sowie die andauernden Schießereien den Alltag der Menschen.
Kurz nach dem Irakkrieg ist die Sicherheitslage in Bagdad immer noch sehr angespannt
“Es ist schrecklich, wir können uns nachts nicht mehr aus unseren Häusern wagen”, klagen die Bewohner, “die Amerikaner bieten uns keinen Schutz, die sind nur mit ihrer eigenen Sicherheit beschäftigt!” Es ist unvorstellbar heiß in diesen Tagen in Bagdad: Die Temperaturen erreichen tagsüber bis zu 50 Grad im Schatten – im August werden sie noch weiter ansteigen.
Während die Frauen aus einem gebrochenen Rohr am Kanal Trinkwasser in Kanister füllen, sitzen die Männer im Armenviertel von “Chafattlak” im Staub vor ihren Hütten und diskutieren. Zweimal wurde die Gegend während des Krieges bombardiert. 50 Häuser sind zerstört, acht Tote und mehr als 100 Verletzte waren zu beklagen. Hier ist man sich einig: Dass die Wasser- und Stromversorgung auch zwei Monate nach dem Fall von Bagdad nicht wiederhergestellt ist, dafür gibt es keine technischen Gründe, sondern ausschließlich politische: “Die Amerikaner wollen uns bestrafen weil wir uns ihnen nicht rückhaltlos unterwerfen!” So wächst die Wut über die Besatzer selbst bei denen, die den Angriff der Koalitionstruppen als Befreiung erlebt haben.
Cap Anamur widmet sich der medizinischen Versorgung der Menschen in Bagdad
Cap Anamur hat in den letzten Wochen neben der Arbeit im Kinderkrankenhaus Ibn-al-Baladin eigene Kliniken zur Versorgung der Armenviertel aufgebaut: Sechs Mediziner (drei Ärztinnen und drei Ärzte) und Pflegepersonal kümmern sich in “Sebbe Q´Sour ” um die rund 45.000 Einwohner, die bisher ohne jede medizinische Versorgung waren. Hunderte Patienten drängen sich jeden Tag vor dem Backsteinbau.
Zu unserem deutschen Team in Bagdad gehört auch die Kieler Kinderärztin Helke Florkowski. Sie schreibt über die Erfahrungen mit ihren irakischen Kolleginnen und Kollegen: “Die Arbeit macht richtig Freude. Es ist einfach superschön zu sehen, was sich da für eine tolle Gemeinschaft gebildet hat … Ich glaube, dass unsere Klinik in dieser Situation so eine kleine Oase für alle dort ist. Wir arbeiten zusammen mit dem gleichen Ziel den Menschen zu helfen. Ich denke, das ist einer der wenigen Wege, wie man Widerstände, Vorurteile und Hass überwinden kann, um in die richtige Richtung zu gehen.”
Und das wollen wir auch weiter tun: Neben der medizinischen Arbeit ist der Wiederaufbau zerstörter Häuser und die Wasserversorgung aus eigenen Brunnen noch in diesem Jahr fest eingeplant.