Hilfe für syrische Kinder mit körperlicher oder geistiger Behinderung
Cap Anamur bietet syrischen Geflüchteten im Libanon kostenlosen Zugang zu medizinischer Versorgung. Darüber hinaus widmen wir uns besonders den Kindern mit körperlichen oder geistigen Behinderungen in unserer Physiotherapie-Praxis.
Im Libanon haben die syrischen Geflüchteten kaum Zugang zum Gesundheitssystem
Bezogen auf die Einwohnerzahl hat der Libanon weltweit am meisten syrische Geflüchtete aufgenommen. Der Großteil dieser Menschen lebt in absoluter Armut, da sie aufgrund der schweren Wirtschaftskrise im Land keine Möglichkeit haben zu arbeiten und keine Unterstützung vom Staat erhalten. In Geflüchtetensiedlungen leben sie in ärmlichen Verhältnissen. Ihnen ist zudem der Zugang zum weitgehend privatisierten Gesundheitssystem verwehrt, da sie sich medizinische Behandlungen nicht leisten können.
Besonders Kinder mit körperlichen und geistigen Handicaps sind völlig unterversorgt
Unter den syrischen Geflüchteten sind es besonders Kinder mit körperlicher oder geistiger Behinderung, die einer besondere Fürsorge bedürfen. Ihre Bedürfnisse nach speziellen Therapien können die meisten Familien nicht abdecken. Entweder, weil sie sich diese nicht leisten können, oder weil sie im ständigen Kampf um ihre Existenz, keine weiteren Kapazitäten für diese aufbringen können.
Um den syrischen Geflüchteten einen kostenlosen Zugang zur medizinischen Versorgung zu bieten, ist Cap Anamur seit 2016 im Libanon tätig. Mit einer mobilen Klinik sind wir in verschiedenen Geflüchteten-Siedlungen im Süden des Landes unterwegs. Wir übernehmen die Kosten für die Untersuchungen, Behandlungen und Medikamente.
Mit einer Physiotherapie-Praxis bieten wir den Kindern individuelle Therapiemöglichkeiten
In der libanesischen Stadt Sidon haben wir 2018 dann eine Physiotherapie Praxis eröffnet, in der wir Kinder mit körperlichen und geistigen Behinderungen versorgen.
Seit über drei Jahren ist die elfjährige Nour bei uns in Behandlung. Sie wurde von unseren Ärzten mit Tetraplegie und Hüftluxation diagnostiziert und hat eine Beinlängendifferenz von 7 cm. Sie konnte sich kaum fortbewegen und nur mit Mühe krabbeln.
In unserem Cap Anamur Zentrum macht sie seit drei Jahren Physiotherapie und hat vor zwei Jahren eine Ganzbeinorthese bekommen. Das hat ihr geholfen, um eine komplette Bewegungsfreiheit beider Kniegelenke zu erreichen und mehr Gewichtsbelastung auf den Beinen aufzunehmen. Sie kann jetzt mit Hilfe des Walkers laufen und Treppen auf und absteigen.
Diese Entwicklung ist für das syrische Mädchen ein wichtiger Schritt, um mehr Eigenständigkeit durch eine verbesserte Mobilität zu erhalten. Auch ihre Familie hat durch unsere Physiotherapeuten gelernt Nour in ihrer Therapie zu unterstützen. Denn viele Übungen müssen auch zu Hause durchgeführt werden, damit sich die Elfjährige weiterhin gut entwickelt.
In all diesen Belangen unterstützen wir derzeit bis zu 40 Mädchen und Jungen mit unserer Physiotherapie. Die Nachfrage ist weit höher, da auch zunehmend libanesische Familie sich die Therapie für ihre Kinder nicht mehr leisten können.