Medizinische Nothilfe in der Elfenbeinküste

Die Situation ist in den meisten medizinischen Einrichtungen der Metropole Abidjan in der Elfenbeinküste sehr schlecht. Laut WHO erscheinen momentan rund 80 Prozent des medizinischen Personals nicht zur Arbeit. Die staatliche Apotheke PSP kann nur etwa 30 Prozent der benötigten Arzneimittel liefern.

Cap Anamur hat von 2005 – 2011 in der Elfenbeinküste die Gesundheitsversorgung, durch den Aufbau und Betrieb zweier Krankenhäuser, verbessert.
Cap Anamur unterstützt drei Krankenhäuser in Abidjan

Aktuell unterstützt Cap Anamur drei Krankenhäuser in Abidjan mit Medikamenten, medizinischem Material sowie Personal. Die beiden Einrichtungen in Gonzague Ville und Marcory sind hoch frequentiert, nicht zuletzt, weil sich hier zahlreiche Flüchtlinge aus Yopougon aufhalten. Dank unserer Medikamenten- und Materiallieferungen kann die Versorgung aber relativ reibungslos stattfinden.

Wesentlich angespannter ist die Lage in Yopougon. Hier herrscht Krieg. Und hier befindet sich auch das dritte von Cap Anamur unterstützte Krankenhaus. Aus Angst verlassen viele Menschen ihre Häuser nicht. Auch ein Großteil des medizinischen Fachpersonals wagt sich nicht in die Klinik, so dass nur ein Team in Minimalbesetzung arbeitet: eine Hebamme, zwei Ärzte und ein Pfleger. Seitdem die Anwohner erfahren haben, dass hier medizinische Versorgung möglich ist, steigen die Patientenzahlen enorm. Allein am vergangenen Freitag kamen über 150 Patienten. Momentan gehört dieses Krankenhaus zu den wenigen, die überhaupt über ausreichend Medikamente verfügt. Noch reichen unsere gelieferten und eine weitere Hilfslieferung ist bereits unterwegs.

Die Versorgungs- und Sicherheitslage in Abidjan ist angespannt

Doch nicht nur fehlendes Personal erschwert die Arbeit. Noch immer sind Benzin und Diesel knapp. Die Stromversorgung sowie Telefon- und Internetverbindung funktionieren nicht konstant. Volker Rath berichtet zudem von Gefechten am vergangenen Freitag in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses: „Die Patienten und das Personal mussten durch den Hinterausgang flüchten. Erst kreisten Kampfhubschrauber über dem Haus, kurze Zeit später eröffneten Regierungstruppen das Feuer gegen dort verschanzte Milizen. Die Patienten und Mitarbeiter blieben unversehrt, doch die Angst vor erneuten Gefechten bleibt. Man kann die Gefahr regelrecht spüren, es ist nicht sicher. Überall finden Kontrollen statt und die Soldaten sind nervös. Alle 500 Meter wirst Du angehalten: Wer bist du, warum bist du hier, wohin willst du? Auch in der vergangenen Woche gab es wieder mehrere Tote. Einige liegen noch auf der Straße. Die Milizen werden überall vermutet. Alles ist zerstört, die Straßen fast ausgestorben. Der Ausnahmezustand macht unsere Arbeit umso wichtiger.“

Ein Ende der Unruhen ist noch nicht in Sicht

Wie lange die Unruhen noch andauern, lässt sich nicht sagen. Nach wochenlangen blutigen Auseinandersetzungen zwischen Gbagbos Anhängern und denen Ouattaras wurde Gbagbo am 11. April festgenommen. Laut UN wurden bei den Kämpfen knapp tausend Menschen getötet. Die neue Regierung unter Ouattara leitete Ermittlungen gegen Gbagbo und seine Vertrauten ein. Ob der Prozess wie geplant diese Woche beginnen kann, ist noch offen, denn in Abidjan kam es auch in der Nähe des Regierungssitzes, im Westen der Stadt, zu Schusswechseln zwischen Anhängern von Gbagbo und Ouattara.