Krieg im Sudan | Eine Hungerkatastrophe droht
Seit über einem Jahr tobt im Sudan ein blutiger Krieg, der über 13 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen hat. Im Land droht nun eine der schwersten Hungerkatastrophen weltweit.
Das einstige Hauptkriegsgebiet – die Nuba-Berge – sind jetzt zum sicheren Zufluchtsort geworden
Die Nuba-Berge im Süden des Sudan waren bisher einer der gefährlichsten Orte im Land. In einem seit Jahrzehnten anhaltenden Bürgerkrieg wurde die dort ansässige, bewaffnete Gruppe SPLM-N vom sudanesischen Militär stark bombardiert. In die aktuellen Machtkämpfe zwischen der SAF (Regierungsarmee) und der RSF, die seit April 2023 ausgebrochen sind, wurde die SPLM-N bisher nicht hineingezogen. Dadurch ist die Nuba-Region, bis auf wenige bewaffnete Auseinandersetzungen am Rande des Gebiets, aktuell eine der sichersten im Land. Daher sind mehr als 700.000 Menschen aus dem restlichen Land hierher geflüchtet.
Die Vertriebenen finden zwar einen sicheren Zufluchtsort, doch sie leiden Hunger
Durch die starke Zunahme der Bevölkerung auf schätzungsweise 2,2 Millionen Menschen, die nun in der Region leben und Zuflucht gefunden haben, ist die Versorgungslage seit Monaten katastrophal.
Alle offiziellen humanitären Zugänge und Handelswege in die Nuba Berge sind gesperrt. Lebensmittel können bereits seit Monaten nicht mehr geliefert werden. Dazu kommt, dass das eigentlich fruchtbare Gebiet im vergangenen Jahr unter einer schlechten Regenzeit gelitten hat, was zu massiven Ernteeinbußen geführt hat. Eine Heuschreckenplage hat darüber hinaus die bereits geringe Ernte noch geschmälert.
Mit diesen knappen Ressourcen können die Menschen bereits seit Monaten nicht mehr versorgt werden und es droht eine desaströse Hungersnot.
„Eine große Anzahl an Menschen ist akut vom Hungertod bedroht“
Der Cap Anamur Geschäftsführer Bernd Göken berichtete bereits im Mai im Deutschlandfunk-Interview, dass zu dieser Zeit etwa 1. Million Menschen in den Nuba-Bergen akut vom Hunger bedroht waren.
Cap Anamur konnte im Juni noch eine umfangreiche Hilfsgüterlieferung für das Krankenhaus in den Nuba-Bergen bereitstellen, damit der Betrieb der Gesundheitseinrichtung für die nächsten 10 Monate gesichert ist. So können wir zumindest die medizinische Versorgung der Menschen aufrechterhalten. Es fehlt jedoch an weiteren Mitteln, um dringend benötigte Lebensmittel in die Region zu bringen. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist derzeit die dringendste Herausforderung, besonders für die große Anzahl an Kindern, die akut unter Hunger leiden. Dies sehen wir an den stetig steigenden Zahlen an unterernährten Kindern, die in unser Krankenhaus eingeliefert werden und den ansteigenden daraus resultierenden Todesfällen.
Die Nuba Berge sind derzeit eine der wenigen Orte im Sudan, wo verlässliche humanitäre Hilfe geleistet werden kann.
Internationale Hilfe ist nun gefragt, um den Menschen, die von einer akuten Hungersnot betroffen sind, zu helfen. Die Zugänge zu den Nuba Bergen müssen für umfangreiche Hilfsgüterlieferungen geöffnet werden. Die Region, in der aktuell keine aktiven Kämpfe stattfinden, muss gestärkt werden, damit die Geflüchteten ausreichend versorgt werden können. Denn in den Nuba-Bergen können die Vertriebenen aktuell sicher erreicht werden.